Inhaltsverzeichnis
- 1 Brustblattgeschirr
- 1.1 Brustblattgeschirr – Funktion, Vorteile und Anwendung
- 1.1.1 Was ist ein Brustblattgeschirr?
- 1.1.2 Aufbau und Bestandteile
- 1.1.3 Vorteile eines Brustblattgeschirrs
- 1.1.4 Unterschiede zum Kummetgeschirr
- 1.1.5 Anwendungsbereiche
- 1.1.6 Die richtige Anpassung des Brustblattgeschirrs
- 1.1.7 Material und Pflege
- 1.1.8 Historische Bedeutung des Brustblattgeschirrs
- 1.1.9 Häufige Fehler bei der Nutzung
- 1.1.10 Fazit
- 1.1 Brustblattgeschirr – Funktion, Vorteile und Anwendung
Brustblattgeschirr
Brustblattgeschirr – Funktion, Vorteile und Anwendung
Was ist ein Brustblattgeschirr?
Ein Brustblattgeschirr ist eine spezielle Form des Pferdegeschirrs, das besonders in der Freizeit-, Kutsch- und Arbeitsreiterei eingesetzt wird. Dabei liegt das Geschirr auf der Brust des Pferdes auf und überträgt die Zugkraft direkt auf den Brustbereich. Im Gegensatz zum Kummetgeschirr wird die Zuglast nicht über die Schultern, sondern über das Brustbein verteilt. Diese Bauweise ermöglicht eine hohe Flexibilität und kommt besonders bei leichten bis mittelschweren Zugarbeiten zum Einsatz.
Aufbau und Bestandteile
Ein Brustblattgeschirr besteht aus mehreren Komponenten, die für eine optimale Kraftverteilung und eine angenehme Passform sorgen:
Brustblatt: Der zentrale Teil, der auf der Brust des Pferdes aufliegt und die Zugkraft überträgt. Häufig gepolstert, um Druckstellen zu vermeiden.
Stränge: Sie verbinden das Geschirr mit dem Wagen oder dem Pflug und sind maßgeblich für die Kraftübertragung.
Selett: Eine Art Rückenstütze, die für eine stabile Lage des Geschirrs auf dem Pferderücken sorgt und das Verrutschen verhindert.
Bauchgurt: Dieser fixiert das Geschirr zusätzlich und trägt zur Stabilität bei.
Kopfstück und Leinen: Diese dienen der Kontrolle des Pferdes durch den Fahrer, um die Richtung und das Tempo zu bestimmen.
Vorteile eines Brustblattgeschirrs
Viele Pferdebesitzer und Fahrer schätzen diese Art des Geschirrs aus mehreren Gründen:
Einfache Handhabung – Ein Brustblattgeschirr ist unkompliziert anzulegen und kann schnell angepasst werden.
Leichtgewicht – Im Vergleich zu einem schweren Kummetgeschirr ist es oft leichter und flexibler.
Gute Bewegungsfreiheit – Das Pferd hat mehr Spielraum im Schulterbereich, was besonders bei leichteren Zugarbeiten von Vorteil ist.
Vielseitigkeit – Geeignet für Kutschfahrten, landwirtschaftliche Arbeiten oder Freizeitnutzung.
Günstiger als ein Kummetgeschirr – Da es einfacher aufgebaut ist, sind die Anschaffungskosten oft geringer.
Unterschiede zum Kummetgeschirr
Das Kummetgeschirr wurde speziell für schwere Zuglasten entwickelt und verteilt die Kraft auf den gesamten Schulterbereich des Pferdes. Ein Brustblattgeschirr hingegen eignet sich besser für leichtere Arbeiten oder für Fahrten mit modernen, gut gefederten Kutschen. Während das Kummet eine maßgefertigte Anpassung benötigt, kann ein Brustblattgeschirr mit wenigen Handgriffen eingestellt werden.
Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in der Druckverteilung: Beim Kummetgeschirr erfolgt der Zug über die Schultern, was eine effizientere Krafteinleitung ermöglicht, jedoch auch eine exakte Anpassung erfordert. Das Brustblattgeschirr dagegen nutzt die Brustmuskulatur für den Zug, was für Pferde mit empfindlichen Schultern oder kurzen Hälsen angenehmer sein kann.
Anwendungsbereiche
Ob für den Freizeitbereich oder in der Landwirtschaft – das Brustblattgeschirr hat viele Einsatzmöglichkeiten:
Freizeitfahren: Viele Fahrer nutzen es für entspannte Kutschfahrten auf ebenem Terrain.
Sportliche Veranstaltungen: In Disziplinen wie dem Fahrsport wird es häufig eingesetzt.
Landwirtschaft: Kleinere Zugarbeiten wie das Ziehen eines Heuwagens oder einer Egge sind damit gut machbar.
Historische Veranstaltungen und Schaustücke: Oft wird es bei traditionellen Festen oder Vorführungen genutzt, da es einfacher anzulegen ist als ein Kummetgeschirr.
Die richtige Anpassung des Brustblattgeschirrs
Ein falsch sitzendes Geschirr kann zu Druckstellen und Unwohlsein beim Pferd führen. Deshalb sollte beim Anpassen auf folgende Punkte geachtet werden:
Höhe des Brustblatts: Es sollte mittig auf der Brust liegen und nicht zu tief rutschen. Ein zu tief liegendes Brustblatt kann die Bewegung des Pferdes einschränken.
Stranglänge: Eine falsche Einstellung kann dazu führen, dass das Pferd sich schwerer tut oder nicht optimal zieht.
Selettposition: Muss sicher sitzen, aber nicht drücken. Es sollte fest genug sein, um ein Verrutschen zu verhindern, jedoch nicht so eng, dass es das Pferd in seiner Bewegung einschränkt.
Gleichmäßige Lastverteilung: Damit das Pferd sich beim Ziehen wohlfühlt, muss das Geschirr symmetrisch angelegt sein. Ungleichmäßige Belastungen können zu Verspannungen führen.
Gute Polsterung: Besonders bei längeren Einsätzen ist eine ausreichende Polsterung des Brustblatts entscheidend, um Druckstellen zu vermeiden.
Material und Pflege
Brustblattgeschirre gibt es aus Leder oder modernen synthetischen Materialien. Während Leder besonders langlebig ist, benötigt es regelmäßige Pflege mit Lederfett, um geschmeidig zu bleiben und Risse zu vermeiden. Synthetische Geschirre sind pflegeleicht und witterungsbeständiger, was sie besonders für den Alltagseinsatz attraktiv macht.
Leder: Traditionell und langlebig, benötigt jedoch regelmäßige Pflege.
Synthetische Materialien: Leichter, einfacher zu reinigen und oft günstiger.
Gepolsterte Varianten: Besonders komfortabel für das Pferd, da sie Druckstellen verhindern.
Historische Bedeutung des Brustblattgeschirrs
Schon in der Antike wurden Pferde mit Brustblattgeschirren ausgestattet, da sie eine schnelle und einfache Möglichkeit boten, Kutschen oder Streitwagen zu ziehen. In Europa fand das Brustblattgeschirr besonders im Mittelalter Verbreitung, als es für leichte Kutschen oder Transportwagen genutzt wurde. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es ein Standardgeschirr für leichte Arbeitspferde und wurde vor allem in der Landwirtschaft und beim Militär verwendet.
Mit der Industrialisierung nahm die Nutzung von Pferdegespannen ab, doch in bestimmten Bereichen, wie bei traditionellen Kutschfahrten oder im Fahrsport, hat sich das Brustblattgeschirr bis heute erhalten.
Häufige Fehler bei der Nutzung
Auch wenn das Brustblattgeschirr einfach zu handhaben ist, können Fehler auftreten, die das Wohl des Pferdes beeinträchtigen:
Falsch platzierte Stränge: Zu lange oder zu kurze Stränge führen zu einer ineffizienten Kraftübertragung.
Zu lockere oder zu enge Passform: Ein schlecht angepasstes Geschirr kann das Pferd in seiner Bewegung einschränken oder scheuern.
Mangelnde Pflege: Besonders bei Ledergeschirren kann Vernachlässigung zu Rissen oder Brüchigkeit führen.
Falsche Belastung: Ein Brustblattgeschirr ist nicht für schwere Lasten ausgelegt – eine Überbelastung kann zu gesundheitlichen Schäden führen.
Fazit
Ein Brustblattgeschirr ist eine bewährte und vielseitige Wahl für viele Einsatzgebiete. Es bietet eine einfache Handhabung, ist flexibel einsetzbar und sorgt für eine angenehme Kraftübertragung. Besonders für leichtere Kutschfahrten oder landwirtschaftliche Arbeiten ist es eine sinnvolle Alternative zum Kummetgeschirr. Entscheidend ist jedoch eine korrekte Anpassung und regelmäßige Pflege, um das Wohl des Pferdes zu gewährleisten.