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Bodenarbeitsgerte
Die richtige Bodenarbeitsgerte im Pferdetraining
Die Bodenarbeit ist eine der wertvollsten Methoden, um die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Ein wesentliches Hilfsmittel dabei ist die Bodenarbeitsgerte – ein langes, flexibles Hilfsmittel, das gezielte Impulse geben kann, ohne Druck auszuüben.
Warum eine Bodenarbeitsgerte nutzen?
Eine Bodenarbeitsgerte ist nicht dazu da, um das Pferd zu bestrafen oder Angst auszulösen. Ganz im Gegenteil: Sie hilft dabei, Signale klarer zu vermitteln, die Aufmerksamkeit zu lenken und das Pferd feiner an Hilfen zu gewöhnen. Gerade beim Natural Horsemanship oder der klassischen Handarbeit ist sie ein wertvolles Werkzeug.
Der Vorteil einer Gerte liegt in der Präzision. Während die Körpersprache und das Seil oft eher grobe Hilfsmittel sind, ermöglicht die Gerte eine punktgenaue Unterstützung. Dies ist besonders hilfreich bei feinen Bewegungen wie dem Verschieben der Schultern, dem Aktivieren der Hinterhand oder der gezielten Unterstützung von Seitengängen.
Merkmale einer guten Bodenarbeitsgerte
Nicht jede Gerte eignet sich für die Bodenarbeit. Diese Eigenschaften machen eine gute Bodenarbeitsgerte aus:
Länge von etwa 120 bis 160 cm – so erreicht man auch weiter entfernte Körperpartien des Pferdes, ohne sich zu strecken oder die eigene Position zu verändern.
Flexibles Material, um feine Signale zu ermöglichen.
Leicht in der Hand liegend, damit sie angenehm geführt werden kann.
Eine kleine Schlagspitze oder Schnur am Ende, um leichte Berührungen oder visuelle Signale zu setzen.
Angenehmer Griff, damit die Gerte sicher in der Hand liegt und nicht verrutscht.
Es gibt Gerten aus Kunststoff, Fiberglas oder Carbon, wobei jede Variante ihre eigenen Vor- und Nachteile hat. Kunststoffgerten sind oft günstiger und leichter, während Carbon- oder Fiberglasmodelle präziser und langlebiger sind.
Anwendungsbereiche der Bodenarbeitsgerte
1. Führtraining und Distanzkontrolle
Mit der Gerte lassen sich Bewegungsimpulse geben, um das Pferd aus der eigenen Individualzone herauszubewegen oder feine Richtungswechsel zu unterstützen. Wer das Pferd auf Distanz führen oder Rückwärtsrichten verfeinern möchte, kann die Gerte als sanfte Verlängerung des Armes nutzen.
2. Longenarbeit und Zirkeltraining
Hier wird die Bodenarbeitsgerte genutzt, um das Tempo zu regulieren oder die Haltung des Pferdes zu beeinflussen. Durch leichte Berührungen kann die Gerte helfen, den Rücken aufzuwölben oder die Hinterhand zu aktivieren. Besonders sinnvoll ist dies bei Pferden, die dazu neigen, auf die Vorhand zu fallen oder mit zu wenig Energie zu laufen.
3. Seitengänge und Handarbeit
Besonders in der klassischen Dressur an der Hand kann die Gerte dabei helfen, die Schultern oder die Hinterhand gezielt zu verschieben. Hierbei wird sie sanft an die entsprechenden Körperpartien geführt. Bei Lektionen wie Schulterherein oder Travers kann die Gerte einen feinen Impuls geben, um das Pferd in der korrekten Position zu halten.
4. Gelassenheitstraining
Mit einer Gerte lassen sich auch gezielt Berührungsübungen durchführen. Das Pferd lernt dabei, sich an Berührungen an sensiblen Stellen zu gewöhnen und Vertrauen aufzubauen. Dies ist besonders wichtig für junge Pferde oder solche, die Berührungen an Beinen oder Bauch skeptisch gegenüberstehen.
Fehler, die es zu vermeiden gilt
Zu starke Impulse setzen: Die Bodenarbeitsgerte ist kein Druckmittel, sondern ein verlängertes Kommunikationswerkzeug.
Unruhige oder hektische Bewegungen: Das Pferd sollte keine Angst vor der Gerte entwickeln. Ruhige und gezielte Bewegungen sind essenziell.
Fehlende Körpersprache: Die Gerte ersetzt keine klare Körpersprache. Sie sollte lediglich unterstützend eingesetzt werden.
Zu schnelle Wechsel zwischen Berührung und Distanz: Pferde brauchen klare, vorhersehbare Signale. Wenn die Gerte einmal zur Berührung dient und im nächsten Moment als treibendes Hilfsmittel eingesetzt wird, kann das Pferd verwirrt reagieren.
Welche Bodenarbeitsgerte ist die richtige?
Je nach Trainingsansatz und Pferdetyp kann eine unterschiedliche Gerte ideal sein. Eine weichere Gerte eignet sich für sensible Pferde, während eine stabilere Variante für dynamische Trainingsmethoden hilfreich sein kann. Marken wie Fleck, Waldhausen oder Kieffer bieten hochwertige Modelle an.
Für verschiedene Disziplinen gibt es spezialisierte Modelle:
Lange Bodenarbeitsgerte für das Führen auf Distanz und die Longenarbeit
Kurze Touchiergerten für die Handarbeit oder Verladetraining
Biegsame Carbon-Gerten für feinste Impulse
Wer viel mit seinem Pferd vom Boden aus arbeitet, kann von der Anschaffung mehrerer Gerten profitieren. Eine leichte Gerte für das Longieren, eine längere für das Führtraining und eine kurze für präzise Handarbeit ergänzen sich perfekt.
Fazit
Die Bodenarbeitsgerte ist ein vielseitiges Hilfsmittel, das in der richtigen Hand zur Präzisierung der Hilfen beiträgt. Wichtig ist, sie immer mit Bedacht einzusetzen und das Pferd nicht zu überfordern. Durch einen gezielten und feinen Einsatz kann die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd erheblich verbessert werden.
Für Reiter und Trainer, die ihre Bodenarbeit auf das nächste Level heben möchten, ist die Wahl der richtigen Bodenarbeitsgerte ein entscheidender Faktor. Ob für Longenarbeit, Handarbeit oder Gelassenheitstraining – mit der passenden Gerte lassen sich viele feine Details im Training optimieren.