Reiskleie Pferd

Reiskleie für Pferde: Sinnvolle Ergänzung oder überbewertet?

Die richtige Fütterung eines Pferdes ist eine Wissenschaft für sich. Unzählige Ratgeber, widersprüchliche Meinungen und individuelle Bedürfnisse machen es schwer, den perfekten Futterplan zu erstellen. Ein Produkt, das immer wieder ins Gespräch kommt, ist Reiskleie. Ich habe mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, eigene Erfahrungen gesammelt und mit anderen Pferdebesitzern gesprochen. Ist Reiskleie ein wertvoller Zusatz oder nur ein weiterer Hype? Ich gehe dieser Frage auf den Grund – ganz ohne Marketing-Sprache, sondern mit ehrlichen Einschätzungen und Fakten.

Was ist Reiskleie eigentlich?

Reiskleie entsteht als Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Reis. Genauer gesagt, handelt es sich um die Schale und die äußeren Schichten des Reiskorns, die beim Polieren entfernt werden. Viele wertvolle Inhaltsstoffe bleiben darin erhalten, weshalb Reiskleie als Futtermittel interessant ist. Doch was macht sie besonders?

Welche Nährstoffe liefert Reiskleie?

Reiskleie hat eine außergewöhnliche Zusammensetzung, die sie von anderen Futtermitteln abhebt:

• Fett (15–20 %): Eine hochwertige Energiequelle, die langsam freigesetzt wird und den Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe treibt.

• Vitamin E: Unverzichtbar für Muskeln, Nerven und das Immunsystem.

• Gamma-Oryzanol: Ein Stoff, der mit Muskelaufbau und Leistungssteigerung in Verbindung gebracht wird.

• Ballaststoffe: Fördern eine gesunde Verdauung und unterstützen eine stabile Darmflora.

• Antioxidantien: Helfen, Zellschäden zu reduzieren und die Regeneration zu unterstützen.

Diese Kombination macht Reiskleie zu einer interessanten Ergänzung – aber nicht jedes Pferd braucht sie.

Für welche Pferde eignet sich Reiskleie?

Nicht jedes Pferd profitiert automatisch von Reiskleie. Ihre Vorteile entfalten sich vor allem in bestimmten Situationen.

1. Pferde mit Untergewicht

Manche Pferde nehmen schwer zu, sei es aufgrund ihres Alters, eines schnellen Stoffwechsels oder gesundheitlicher Probleme. Hier kann der hohe Fettgehalt der Reiskleie helfen, auf gesunde Weise Gewicht zuzulegen. Besonders bei älteren Pferden habe ich beobachtet, dass sie durch Reiskleie wieder an Substanz gewinnen, ohne unnötig mit Kraftfutter überladen zu werden.

2. Hochleistungspferde

Sportpferde haben einen enormen Energiebedarf, den man nicht nur über Getreide decken kann. Reiskleie liefert eine fettbasierte Energiequelle, die keine schnellen Blutzuckerspitzen verursacht. Das bedeutet: Mehr Ausdauer, weniger „Zuckerhoch“ und keine plötzlichen Energieschwankungen.

3. Pferde mit Muskelproblemen

Pferde mit empfindlicher Muskulatur oder Tendenz zu Verspannungen profitieren oft von Reiskleie, da sie viel Vitamin E enthält. Dieses Vitamin wird benötigt, um Muskeln elastisch zu halten und Krämpfen vorzubeugen. Besonders bei Pferden mit PSSM oder anderen Muskelstoffwechselstörungen habe ich positive Effekte gesehen.

Worauf muss man achten?

Trotz ihrer Vorteile ist Reiskleie kein Wundermittel. Wer sie füttert, sollte einige Dinge im Blick behalten.

Stabilisierte vs. ungestabilisierte Reiskleie

Reiskleie enthält viel Fett, und das wird schnell ranzig. Ungestabilisierte Reiskleie hat eine sehr kurze Haltbarkeit – sie kann innerhalb weniger Wochen verderben. Ranziges Fett kann die Verdauung belasten und dem Pferd schaden. Deshalb sollte man immer auf stabilisierte Reiskleie zurückgreifen. Diese wurde durch spezielle Verfahren haltbar gemacht und bleibt lange frisch.

Kalzium-Phosphor-Verhältnis beachten

Reiskleie enthält viel Phosphor, aber wenig Kalzium. Wird sie in großen Mengen gefüttert, kann das langfristig zu einem Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt führen. Ein Mangel an Kalzium kann Knochen und Zähne schwächen. Wer Reiskleie füttert, sollte sie daher mit einer Kalziumquelle wie Luzerne oder Algenkalk ausgleichen.

Wie füttert man Reiskleie richtig?

Die Dosierung hängt vom Pferd ab. Als Faustregel gilt:

• Leichte Ergänzung: 100–200 g pro Tag

• Sportpferde oder Pferde mit hohem Energiebedarf: 300–500 g pro Tag

• Pferde mit starkem Untergewicht: Bis zu 1 kg pro Tag

Reiskleie sollte immer langsam ins Futter integriert werden. Eine plötzliche Umstellung kann zu Verdauungsproblemen führen.

Eigene Erfahrungen: Was bringt Reiskleie wirklich?

Ich habe über die Jahre viele Pferde mit Reiskleie gefüttert – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bei älteren Pferden, die an Gewicht verlieren, hat sie sich oft als hilfreich erwiesen. Die Pferde sahen nach wenigen Wochen runder und vitaler aus. Sie haben nicht nur an Gewicht, sondern auch an Muskelqualität gewonnen.

Bei Sportpferden habe ich gemischte Erfahrungen gemacht. Manche haben die zusätzliche Energie gut genutzt, andere wurden nervös und schwerer zu handeln. Ich habe festgestellt, dass Reiskleie nicht für jedes Pferd im Training geeignet ist – besonders temperamentvolle Pferde können darauf empfindlich reagieren.

Ein weiteres interessantes Detail: Pferde mit Muskelproblemen oder Stoffwechselstörungen schienen von Reiskleie zu profitieren. Ich habe einige Fälle gesehen, in denen sich Verspannungen verringerten und die Pferde lockerer liefen.

Die beste Reiskleie für Pferde

Ist Reiskleie ihr Geld wert?

Reiskleie ist kein günstiges Futtermittel, aber sie kann in bestimmten Situationen einen echten Mehrwert bieten. Sie eignet sich für Pferde, die an Gewicht zunehmen sollen, für Sportpferde mit hohem Energiebedarf und für Pferde mit Muskelproblemen. Wichtig ist jedoch, sie richtig zu dosieren und das Kalzium-Phosphor-Verhältnis auszugleichen.

Ich würde nicht jedem Pferdebesitzer pauschal empfehlen, Reiskleie zu füttern. Aber für bestimmte Pferde kann sie eine sinnvolle Ergänzung sein. Wer sie ausprobiert, sollte genau beobachten, wie das eigene Pferd darauf reagiert. Denn wie bei jeder Fütterungsmaßnahme gilt: Nicht jedes Pferd braucht das Gleiche.

Mein Fazit: Reiskleie ist kein Wundermittel, aber sie hat ihre Berechtigung. Wer ein mageres Pferd aufpäppeln oder eine alternative Energiequelle für Sportpferde sucht, sollte sie in Betracht ziehen. Wichtig ist, nicht einfach blind drauflos zu füttern, sondern die Gesamternährung im Blick zu behalten.