Reitleggings ohne Grip

Meine ehrliche Erfahrung mit Reitleggings ohne Grip

Wenn du lange genug reitest, kommst du irgendwann an den Punkt, an dem du anfängst, über die kleinen Details nachzudenken. Die Art des Gebisses, die Beschaffenheit des Sattels, die perfekte Trainingsroutine – und eben auch: die richtige Reithose. Ich habe mich jahrelang durch verschiedenste Modelle probiert. Und eines Tages stand ich vor einer Entscheidung, die mich ehrlich gesagt zuerst etwas stutzig gemacht hat: Reitleggings ohne Grip.

Warum ich überhaupt auf Reitleggings ohne Grip umgestiegen bin

Wenn du, so wie ich, größeren Wert auf Bewegungsfreiheit legst, kommst du irgendwann an die Grenzen von klassischen Reithosen mit starkem Grip. Ich erinnere mich noch genau an eine Springstunde, in der ich das Gefühl hatte, ich komme kaum aus dem Sattel, weil meine Reithose so sehr am Leder haftete. Klar, das gibt Halt. Aber manchmal will man genau das nicht. Ich wollte ausprobieren, wie sich Reiten ohne diesen „Klebeeffekt“ anfühlt. Also zog ich zum ersten Mal Reitleggings ohne Grip an.

Der erste Ritt: Freiheit oder Unsicherheit?

Mein erster Gedanke, als ich im Sattel saß: „Okay, das ist… anders.“ Ohne Grip-Besatz fehlt eben dieser zusätzliche Halt, den viele gewohnt sind. Am Anfang musste ich mich daran gewöhnen, dass ich den Kontakt zum Sattel mehr ausbalancieren musste. Doch genau das hat meinen Sitz verbessert. Ich merkte recht schnell, wie sehr ich mich auf meine eigene Balance verlassen konnte und eben nicht auf die Reibung der Hose.

Für mich war das ein Aha-Moment. Gerade beim Dressurreiten und in der Bodenarbeit empfand ich die Freiheit ohne Grip als angenehm. Es fühlte sich direkter an, als würde ich besser spüren, was mein Pferd unter mir tut. Mein Körper musste bewusster arbeiten, um die Balance zu halten, und das hat mich als Reiterin weitergebracht.

Wann Reitleggings ohne Grip Sinn machen

Es gibt definitiv Situationen, in denen ich Reitleggings ohne Grip bevorzuge. Lass mich dir ein paar Beispiele geben:

Lockeres Training

An Tagen, an denen ich mein Pferd einfach nur locker bewege oder ins Gelände gehe, greife ich fast immer zu den gripfreien Leggings. Gerade beim Ausreiten finde ich sie viel angenehmer. Kein Klemmen, kein „Anhaften“ an der falschen Stelle, einfach bequem.

Beim langen Schritt durchs Gelände oder entspannten Trab auf Waldwegen ist es mir wichtig, mich frei bewegen zu können. Mein Pferd merkt den Unterschied auch – ich sitze lockerer, gebe feinere Hilfen, weil ich nicht durch den Grip festgehalten werde.

Bodenarbeit und Stallarbeit

Auch wenn ich Bodenarbeit mache oder einfach nur den ganzen Tag im Stall unterwegs bin, sind sie für mich die erste Wahl. Die meisten Modelle sitzen wie eine zweite Haut, nichts drückt oder reibt. Und ganz ehrlich: Ich finde es praktisch, wenn ich mit einer Hose direkt vom Paddock zum Supermarkt fahren kann, ohne wie eine wandelnde Reitplatz-Markierung auszusehen.

Besonders beim Longieren oder der Arbeit an der Hand merke ich, dass ich mich viel freier bewegen kann. Kein Rutschen, kein lästiges Nachjustieren – ich kann mich voll und ganz auf mein Pferd konzentrieren.

Im Sommer unschlagbar

Noch ein Punkt, den ich nicht unterschätzen würde: Im Sommer sind Reitleggings ohne Grip oft deutlich angenehmer. Sie sind luftiger, leichter und weniger schweißtreibend. Grip-Material kann bei Hitze kleben und unangenehm werden – das Problem habe ich bei den gripfreien Modellen nie.

Wo liegen die Grenzen?

Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich ganz bewusst nicht zu Reitleggings ohne Grip greife. Beim Springen oder in anspruchsvollen Dressurlektionen bevorzuge ich den zusätzlichen Halt. Besonders bei jungen Pferden oder sehr dynamischen Ritten ist mir der Sicherheitsaspekt wichtig. Da ist ein leichter Silikonbesatz einfach beruhigend.

Wenn ich beispielsweise mit einem frischen, energiegeladenen Pferd ins Gelände gehe oder auf dem Turnier antrete, möchte ich den zusätzlichen Halt nicht missen. Es ist eine Frage der Sicherheit und des Vertrauens – in solchen Momenten geben mir grip-besetzte Reithosen schlichtweg mehr Kontrolle.

Die Sache mit dem Material

Ein Punkt, den ich nicht verschweigen möchte: Die Abnutzung. Ohne Besatz sind bestimmte Stellen der Leggings naturgemäß anfälliger, vor allem an den Innenseiten der Beine. Ich achte deshalb beim Kauf darauf, dass das Material hochwertig und robust ist. Meine Lieblingsleggings ohne Grip haben bisher aber erstaunlich gut durchgehalten.

Wichtig ist auch, dass die Nähte sauber verarbeitet sind. Gerade, wenn kein Besatz den Stoff verstärkt, muss das Material qualitativ überzeugen. Bei billigen Varianten zeigt sich schnell, dass der Stoff dünner wird oder sich kleine Löcher bilden. Hier lohnt es sich wirklich, ein paar Euro mehr auszugeben.

Austausch mit anderen Reitern

Ich habe mich oft mit anderen Reitern darüber unterhalten. Interessanterweise gehen die Meinungen auseinander. Einige Freunde von mir schwören auf den Grip – sie wollen den Halt einfach nicht missen. Andere haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich und greifen gerade für entspannte Einheiten lieber zu den Modellen ohne Besatz.

Eine Stallkollegin von mir zum Beispiel, die vor allem Dressur auf hohem Niveau reitet, kann sich gripfreie Leggings kaum vorstellen. Für sie gehört der Grip zum Sicherheitsgefühl dazu. Wieder andere, die mehr Freizeitreiter sind, loben die Leichtigkeit und Vielseitigkeit der gripfreien Modelle.

Pflege und Alltagstauglichkeit

Ein Aspekt, der oft vergessen wird: Reitleggings ohne Grip sind oft viel pflegeleichter. Ich werfe sie einfach mit der restlichen Sportkleidung in die Waschmaschine, ohne mir Gedanken machen zu müssen, ob sich Silikon-Applikationen ablösen könnten.

Auch im Alltag überzeugen sie mich. Sie sind dehnbar, weich und angenehm auf der Haut – ich trage sie tatsächlich nicht nur im Stall, sondern auch beim Joggen oder Einkaufen. Wer einmal den Komfort erlebt hat, versteht, warum ich sie regelmäßig auch außerhalb des Reitplatzes anhabe.

Mein Fazit

Reitleggings ohne Grip sind sicher nicht für jede Situation und jeden Reiter die beste Wahl. Aber für mich sind sie eine echte Bereicherung. Sie haben meinen Sitz verbessert, mich unabhängiger im Sattel gemacht und mir das Reiten in vielen Momenten erleichtert. Letztlich kommt es darauf an, was du suchst: maximalen Halt oder maximale Bewegungsfreiheit.

Für lockere Ausritte, Bodenarbeit, Stalltage und warme Sommertage möchte ich sie nicht mehr missen. Wenn du neugierig bist und bereit, dich ein bisschen aus deiner Komfortzone zu bewegen, kann ich dir nur raten: Probier’ es selbst aus. So habe ich es auch gemacht – und genau dadurch herausgefunden, was mir beim Reiten wirklich wichtig ist.