Stangengebiss Pferd

Stangengebiss beim Pferd – Funktion, Einsatz und Auswirkungen

Das Stangengebiss wird häufig in der Reiterei verwendet, doch nicht jeder kennt die genauen Hintergründe. Es unterscheidet sich von anderen Gebissarten in seiner Form und Wirkung. In diesem Artikel beleuchte ich das Thema ausführlich und gehe auf Praxisbeispiele ein.


Was ist ein Stangengebiss?

Ein Stangengebiss ist eine spezielle Gebissart, die ohne Gelenk in der Mitte auskommt. Anders als eine einfach oder doppelt gebrochene Trense verteilt es den Druck gleichmäßig über die Zunge und die Laden des Pferdes. Je nach Material, Dicke und Form kann die Wirkung variieren.

Unterschiede zu anderen Gebissen

Im Vergleich zu einer Wassertrense oder Olivenkopftrense hat ein Stangengebiss keine beweglichen Teile. Das bedeutet: Die Zügelhilfen werden direkter auf das Pferdemaul übertragen. Das kann Vor- und Nachteile haben, je nachdem, wie fein der Reiter mit seinen Hilfen umgeht.

Materialien und Formen

Stangengebisse gibt es in verschiedenen Materialien. Häufige Varianten sind:

  • Edelstahl: Langlebig und pflegeleicht.

  • Kupferlegierungen: Können die Kautätigkeit fördern.

  • Gummi oder Kunststoff: Weicher und oft angenehmer für empfindliche Pferde.

Auch die Form variiert. Eine gerade Stange übt gleichmäßigen Druck aus, während eine anatomisch geformte Stange dem Pferd mehr Komfort bietet.


Wie wirkt ein Stangengebiss auf das Pferd?

Die Wirkung hängt stark von der Hand des Reiters ab. Grundsätzlich verteilt sich der Druck über die gesamte Auflagefläche, was für manche Pferde angenehmer sein kann als ein gebrochenes Gebiss. Allerdings gibt es Aspekte, die beachtet werden müssen.

Druckverteilung und Einwirkung

  • Zunge: Ein Stangengebiss kann je nach Form mehr oder weniger Druck auf die Zunge ausüben.

  • Laden: Da keine Gelenke vorhanden sind, liegt der Druck gleichmäßig auf den Laden.

  • Maulwinkel: Im Vergleich zu anderen Gebissen entstehen hier weniger punktuelle Belastungen.

Je nach Zügelführung kann das Stangengebiss sanft oder sehr scharf wirken. Eine ruhige Hand ist essenziell.

Auswirkungen auf die Rittigkeit

Ein Pferd mit sensibler Zunge kann von einer Stange profitieren, wenn es mit einem gebrochenen Gebiss schlecht zurechtkommt. Andererseits kann eine zu harte Hand das Pferd dazu bringen, sich dem Kontakt zu entziehen oder gegen das Gebiss zu drücken.


Einsatzgebiete eines Stangengebisses

Je nach Disziplin und Ausbildungsstand des Pferdes wird ein Stangengebiss unterschiedlich eingesetzt.

Dressurreiten

In höheren Dressurklassen ist eine Kandare vorgeschrieben, die eine Stange mit einem Unterlegtrensengebiss kombiniert. Hierbei sorgt die Stange für eine gezielte Einwirkung, die fein dosiert werden muss.

Springreiten

Gelegentlich sieht man Stangengebisse im Springparcours, insbesondere bei Pferden, die mit einem beweglichen Gebiss zu unruhig im Maul sind.

Freizeitreiten

Manche Freizeitreiter nutzen Stangengebisse, um ihr Pferd komfortabler zu reiten. Besonders beliebt sind weiche Gummi- oder Kunststoffstangen, die eine sanfte Einwirkung ermöglichen.

Westernreiten

In der Westernreiterei sind ungebrochene Gebisse weit verbreitet. Hier gehören sogenannte Bits mit Stangenmundstück zur Standardausrüstung.


Vorteile und Nachteile im Überblick

Vorteile

✔ Gleichmäßige Druckverteilung ✔ Kann für empfindliche Pferde angenehmer sein ✔ Weniger „Nussknacker-Effekt“ als bei gebrochenen Gebissen ✔ Ruhige Lage im Maul, sofern die Zügelführung stimmt

Nachteile

✘ Direkte Einwirkung, die eine feine Hand erfordert ✘ Kann zu viel Druck auf die Zunge bringen ✘ Nicht für jedes Pferd geeignet ✘ Weniger Flexibilität als ein gebrochenes Gebiss


Welches Pferd profitiert von einem Stangengebiss?

Jedes Pferd ist individuell. Manche reagieren sensibel auf die punktuelle Druckverteilung eines gebrochenen Gebisses und laufen mit einer Stange entspannter. Andere kommen damit gar nicht zurecht. Wichtige Faktoren sind:

  • Die Anatomie des Pferdemauls

  • Das bisherige Training

  • Die Reiterhand

  • Die Disziplin, in der das Pferd geritten wird

Ein Umstieg auf ein Stangengebiss sollte gut durchdacht und im Zweifelsfall mit einem erfahrenen Trainer besprochen werden.


Häufige Fehler beim Einsatz

Ein Stangengebiss ist kein Allheilmittel und kann bei falscher Anwendung mehr Schaden anrichten als nutzen. Zu den häufigsten Fehlern gehören:

Zu harte Hand

Da die Stange keinen Spielraum bietet, kann eine harte oder unruhige Hand schnell zu Unbehagen führen. Ein sanftes Annehmen und Nachgeben der Zügel ist entscheidend.

Falsche Größe oder Materialwahl

Ein zu dickes oder zu dünnes Gebiss kann für das Pferd unangenehm sein. Auch das Material spielt eine große Rolle – nicht jedes Pferd mag Metall, manche bevorzugen Kunststoff oder Gummi.

Unpassende Zäumung

Das Gebiss muss zur restlichen Zäumung passen. Eine unpassende Kombination mit Nasenriemen oder Anzügen kann zu unangenehmen Druckstellen führen.


Fazit: Ist ein Stangengebiss die richtige Wahl?

Ob ein Stangengebiss für ein Pferd sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab. Es kann eine gute Lösung für sensible Pferde oder für Reiter mit einer ruhigen, feinen Hand sein. Gleichzeitig erfordert es viel Gefühl und eine bewusste Einwirkung. Wer mit dem Gedanken spielt, auf ein Stangengebiss umzusteigen, sollte sein Pferd genau beobachten und gegebenenfalls einen Fachmann zu Rate ziehen.