Zuckerrübenschnitzel Pferd

Zuckerrübenschnitzel für Pferde: Erfahrungen, Vorteile und praktische Tipps

Mein erster Kontakt mit Zuckerrübenschnitzeln

Als Pferdebesitzerin steht man immer wieder vor der Frage: Was ist das beste Futter für mein Pferd? Vor einigen Jahren hatte ich ein Sorgenkind im Stall – eine Stute, die trotz hochwertigem Heu, Kraftfutter und Öl einfach nicht an Gewicht zulegen wollte. Ein erfahrener Pferdewirt empfahl mir damals Zuckerrübenschnitzel. Ehrlich gesagt war ich zunächst skeptisch. „Zucker“ und „Pferd“ in einem Satz klang für mich nicht nach einer guten Kombination. Doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto klarer wurde mir: Dieses Futtermittel hat durchaus seine Berechtigung.

Was sind Zuckerrübenschnitzel eigentlich?

Zuckerrübenschnitzel sind ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion. Nachdem der Zucker aus den Rüben extrahiert wurde, bleiben die faserreichen Rübenstücke übrig. Diese werden entweder getrocknet oder mit Melasse versetzt, um sie haltbarer zu machen. Die melassierten Varianten enthalten jedoch mehr Zucker und sind nicht für alle Pferde geeignet. Die unmelassierten hingegen bestehen hauptsächlich aus Rohfaser und sind eine hervorragende Energiequelle – insbesondere für dünnere Pferde oder solche mit empfindlicher Verdauung.

Warum Zuckerrübenschnitzel ins Futterkonzept passen können

In den letzten Jahren habe ich viele Futtermittel ausprobiert, aber kaum eines hat sich so bewährt wie dieses. Hier sind die wichtigsten Vorteile, die ich beobachten konnte:

1. Energiequelle ohne Getreide

Viele Pferdebesitzer setzen auf Hafer oder Müsli, um ihren Pferden mehr Energie zu geben. Doch nicht jedes Pferd verträgt Getreide gut. Gerade alte Pferde, Pferde mit Magenproblemen oder solche mit einer Neigung zu Hufrehe profitieren von einer getreidefreien Energiequelle. Zuckerrübenschnitzel liefern leicht verdauliche Energie aus Pektinen und Fasern, ohne den Insulinspiegel in die Höhe zu treiben.

2. Hilfreich für dünne Pferde

Ich erinnere mich noch gut an einen Wallach in meinem Stall, der aus einer schlechten Haltung gerettet wurde. Sein Zustand war besorgniserregend: abgemagert, schwache Muskulatur, stumpfes Fell. Mit normalem Heu kam er einfach nicht auf sein Idealgewicht. Ich begann, ihm täglich eingeweichte Zuckerrübenschnitzel zu füttern – eine kleine Menge am Anfang, dann langsam gesteigert. Nach einigen Wochen war der Unterschied deutlich: Er baute Substanz auf, sein Fell wurde glänzend, und seine Energie nahm zu, ohne dass er übermäßig temperamentvoll wurde.

3. Verdauungsfreundlich und gut für den Darm

Die Verdauung eines Pferdes ist empfindlich. Plötzliche Futterumstellungen, Stress oder minderwertiges Heu können schnell zu Verdauungsproblemen führen. Hier helfen Zuckerrübenschnitzel auf mehrere Arten:

  • Der hohe Rohfasergehalt unterstützt eine gesunde Darmflora.

  • Die enthaltenen Pektine wirken wie eine Art Schutzschicht für die Magenschleimhaut.

  • Das Futter wird im Dickdarm fermentiert und sorgt für eine gleichmäßige Energieversorgung.

Besonders bei Pferden, die zu Kotwasser neigen, habe ich positive Effekte beobachten können. Eine Stute, die früher regelmäßig mit Verdauungsproblemen kämpfte, hatte nach der Umstellung auf Zuckerrübenschnitzel in Kombination mit qualitativ hochwertigem Heu kaum noch Beschwerden.

Richtige Zubereitung: Ein absolutes Muss!

Hier ein wichtiger Punkt: Zuckerrübenschnitzel müssen eingeweicht werden. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig dieser Schritt ist. Trockene Schnitzel quellen enorm auf, sobald sie mit Flüssigkeit in Kontakt kommen. Wenn ein Pferd diese ungeweicht frisst, besteht akute Gefahr einer Schlundverstopfung oder gar einer Magenüberladung.

Ich habe verschiedene Methoden ausprobiert, doch am einfachsten funktioniert es so:

  1. Eine Portion trockene Schnitzel in einen Eimer geben.

  2. Mindestens die vierfache Menge Wasser darüber gießen.

  3. Einweichen lassen – je nach Sorte zwischen 30 Minuten und 12 Stunden (Herstellerangaben beachten!).

Wenn ich sie abends füttere, setze ich sie morgens an, und wenn ich sie morgens füttern möchte, weiche ich sie über Nacht ein. So sind sie weich, voluminös und gefahrlos fressbar.

Wie viel darf ins Futter?

Die Menge hängt vom jeweiligen Pferd ab. Als Faustregel kann man sagen:

  • 100 bis 500 g Trockenschnitzel pro 100 kg Körpergewicht und Tag.

  • Für ein Pferd mit 500 kg bedeutet das also etwa 500 g bis 2,5 kg in Trockensubstanz.

  • Immer langsam an die neue Futterquelle gewöhnen.

Anfangs habe ich mit sehr kleinen Mengen angefangen und diese innerhalb von zwei Wochen auf die gewünschte Menge gesteigert.

Welche Pferde sollten besser keine Zuckerrübenschnitzel bekommen?

So sinnvoll Zuckerrübenschnitzel in vielen Fällen sind, sie sind nicht für jedes Pferd geeignet. Folgende Kandidaten sollten besser darauf verzichten oder nur unter strenger Kontrolle kleine Mengen erhalten:

  • Pferde mit Insulinresistenz (nur unmelassierte Varianten verwenden!)

  • Leichtfuttrige Pferde, die schnell dick werden

  • Pferde, die zu Koliken durch plötzliche Futterwechsel neigen

Hier würde ich im Zweifel immer erst mit dem Tierarzt oder einem Fütterungsexperten sprechen.

Mein Fazit nach Jahren der Nutzung

Nach mehreren Jahren Erfahrung mit Zuckerrübenschnitzeln kann ich sagen: Sie sind ein wertvolles Futtermittel, wenn sie richtig eingesetzt werden. Besonders Pferde, die Gewicht aufbauen müssen oder empfindlich auf Getreide reagieren, profitieren enorm davon.

Ich kann mir die Fütterung ohne sie kaum noch vorstellen. Meine Pferde bekommen sie besonders in der kalten Jahreszeit zusätzlich zum Heu, um für ausreichend Energie zu sorgen, ohne dass sie zu nervös werden. Wichtig ist allerdings, immer auf eine sorgfältige Zubereitung und eine langsame Futterumstellung zu achten. Dann kann man sicher sein, dass sie das Pferd optimal unterstützen.